Der gute Sexfilm

Den wirklich guten Sex-Film gibt es nicht. Ich habe mir alles angesehen, was es zu sehen gibt, im Kino, im Internet, erotische Fetzen, Pornos, Sexgeschichten, Liebesfilme  der verschiedensten Art und Dokumentarfilme über Erotik und Liebe: alles langweilig, immer dasselbe, nichts Spannendes, Aufregendes, alles einfach nur so gemacht und fertig. Man kann das offensichtlich nicht darstellen. Zwei verzückt Liebende, sich innig Umarmende, Küssende, Buhlende,  egal ob im Film oder in Wirklichkeit: es sieht immer albern aus, jugendlicher Traum, ein bisschen spinnert, komisch. Was beim Thema Liebe noch manchmal funktioniert, beim Sex wird es unmöglich: rein Mechanisches, Gekünsteltes, selbst wenn so getan wird, als sei es der höchste Spaß oder die höchste Erregung, das Ultimative und Grandioseste.


Freilich sind viele Dinge, ja die meisten im Leben auch nicht anders. Die Arbeit Routine, die Fa-milie nett und schön, die Natur freundlich, angenehm, Bücher lesen mal ganz interessant, aber selten wirklich fesselnd. Eigentlich gar nicht. Spazierengehen, am Cross-Trainer fahren, Schwimmen – im Grunde genommen nur Pflicht zur notwendigen Fitness, damit man nicht zu früh ins Grass beißen muss. Hobbys haben immer einen Touch ins Infantile, kann man also auch nicht lange machen. Ja für was ist man eigentlich da? Für die Selbst- und Arterhaltung auf mäßi-gem Niveau.
S. Freud ging davon aus, dass der Traum eine Wunscherfüllung sei, d. h. besser sagt man, er stellt einen Wunsch erfüllt dar. Es passiert also genau das, was in einem Film auch geschieht, Vorstel-lungen, Wünsche, Phantasien werden dargestellt, aber nicht real erlebt. Beim Sexfilm verhält es sich also wohl deswegen so lapidar und artefiziell, weil er ja nur Film ist und nicht Wirklichkeit. Nun ist die Darstellung des eigentlichen Wunsches im Traum ja entstellt, verschleiert, nur schwach zu erahnen. Zudem träumen Menschen nur selten von dem, was sie als Sex wirklich erleben oder erleben möchten. Obwohl Freud zufolge das Motivationsgefüge des Traums sexuel-ler Natur ist, träumt man selten von genau der Befriedigung, die man sich erwünscht. Man träumt also nicht den wirklichen Sexfilm, der dann ja vielleicht originär gemacht und erfüllend wäre.
Vereinfacht gesagt, träumt man stets etwas, was die von Freud so benannte Ur-Szene beinhaltet. Es haldelt sich dabei um die Szene, die man als Kind besonders traumatisch erlebt habe, nämlich das intime Zusammensein der Eltern, das man als solches nicht verstehen und erkennen konnte, von dem man aber ausgeschlossen war. Man hat es als dramatisch ´verinnerlicht, aber nicht in sich integrieren können und so wirkt es wie ein Teufelsspuk stets in einem nach. Den Spuk könnte man nur dadurch beenden, indem man sich das ganze einmal richtig ansieht, sich diesen Anblick und seinen Implikationen völlig aussetzt und dann erklärt, dass man es jetzt verstanden, als überholt begriffen und als nicht mehr wichtig abgeschlossen hat. In sder üblichen Psychoanalyse passiert so etwas jedoch nicht, da man dahin geführt wird, sich die Ur-Szene so anzuschauen und darüber ein abschließendes Gespräch zu führen.
Vielmehr ist es so, dass man wiederholt abschließende Gespräche darüber führt, aber das Ganze nie v oll und bewusst angesehen hat. Die Ur-Szene, die ja eigentlich für einen etwqas fortge-schrittenen erwachsenen kein Thema mehr ist, wirkt so trotzdem negativ weiter. Und so spielen auch Sexfilme, Arbeit, Familie und Hobby und was ich sonst noch gerade erwähnt habe nur die Rolle eines Ersatzgeschehens, das genauso wie eine Psychoanalyse die verjährte Vergangenheit der Ur-Szene nicht genügend bewältigen kann. Sie alle können diese Verjährung nicht gültig, nicht final bestätigt und offiziell besiegelt machen. In der Psychoanalyse muss man hunderte, ja manchmal bis zu zweitausend Stunden und Sitzungen absolvieren, um auf diese Weise das Prob-lem der Ur-Szene wenigstens annähernd zu erfassen. Was man aber  tun kann, ist das, was eigent-lich in jeder Meditation erreicht werden kann, so sie richtig vollzogen wird.
Bekanntlich richtet man sich in der Meditation nicht wie in der Psychoanalyse an eine reale Per-son, sondern auf das Dunkel im eigenen Innern, auf das Nichts. Nun hat man irgendein meditati-ves Werkzeug zur Hand, mit dem man in das Dunkel hineingehen kann, einen Formulierung z. B. oder eine Körperübung. Es ist klar, dass hinter diesem Nichts die Ur-Szene lauert, doch man wird sie auch hier nicht voll anschauen und wiedererinnern. Aber man wird sie mehr spüren, psycho-physisch erfassen, ihre angstvolle Besetzung mehr erfahren und bearbeiten können, als dies in der aufs reine Sprechen bezogenen Psychoanalyse geschieht. Es genügt ja, dass man weiß, was sich da abgespielt hat, wenn man gleichzeitig die vollen Implikationen des bis ins Körperliche gehen-den Affekte miterfahren kann. 
Auf jeden Fall handelt es sich bei einer derartigen Meditation um den wirklichen und guten Sex-film. Denn „Sex gibt es eigentlich nur zwischen Eltern und Kindern“, meinte Lacan einmal. „Fa-milie“ samt ihrer Ur-Szene, dieser Hort größten Glücks und Unglücks zugleich, ist voll von Bin-dungs- aber auch Spannungsliebe, ist Hort von zu nahem und doch auch nur schwierig zu leben-dem Eros, ist zwar ungeschlechtlicher Sex, dafür aber umso dramatischerer. Um solch eine Medi-tation richtig und wissenschaftlich fundiert zu verwenden, empfehle ich die von mir entwickelte Analytische Psychokatharsis zu nutzen. Ich beschreibe dieses Verfahren hier nicht nochmals ge-nau, da es auf der Webseite mehrmals dargestellt und erörtert ist.