Ur-Laut, Ur-Licht und das Wesen der Singularität

Moderne Mythiker bzw. Mystiker wie der Physiker M König versuchen aus quantenphysikalischen Überlegungen das menschliche Sprechen heraus zu zaubern (König, M., Das Urwort, Scorpio (2010). Über Tricks mit speziellen Elektronen und Photonen sowie Gravitatioskräften will der Autor sprachwissenschaftliche Erkenntnisse umgehen, d. h. auf das eigentliche Sprechen geht er gar nicht ein. Für ihn wie für viele andere Autoren wie schon Capra mit einem „Tao der Physik“ gibt es einfach eine grundlegende Kommunikationsfähigkeit zwischen „Geist“ und Materie, wo bei der „Geist“ – den ich wegen seiner Unbestimmtheit in Anführungszeichen geschrieben habe, letztlich dann doch automatisch irgendeinem Göttlichen nahesteht. Natürlich greifen alle diese Buchschreiber heute auf den Urknall und die inflationäre Expansion des Frühen Universums zurück. Neuere Auffassungen gehen dahin, Einsteins „kosmologische Konstante“, die dieser selbst als seine größte Eselei bezeichnet hat, zumindest in wichtigen Aspekten wieder salonfähig zu machen. Demnach gibt es immer wieder einen Urzustand im Universum, das zu diesem Zeitpunkt noch gar kein Universum ist – bzw. ist es schon ein Duoversum, eine ursprüngliche Zweiheit von Anfang an (das nebenstehende Bild soll die Zweiheit in Form sichtbarer und unsichtbarer Materie zeigen).

 
Denn nach der Inflation, die eine blitzartige Aufblähung bis zu den ungeheuerlichen Größen des heutigen Universums geht, um dann wieder zurück zu fallen, besteht der Ausgangspunkt und der neue Endpunkt als neuer Ausgangspunkt für das weitere Geschehen schon als grundsätzliche Dualität. Und diese kann sich immer wieder mal irgendwo ereignen. Ich brauche hier gar nicht mehr auf Astrophysik und Quantengravitation, auf Theorien von offenen und geschlossenen Strings und Ähnlichem eingehen. Am Anfang war die Zwei, das genügt.  Doch der gerade zitierte M. König und die anderen Esoteriker sind – wie der Schizophrene - süchtig nach der Eins, nach einer universalen Einheit, die König das Ur-Wort nennt.
Doch er hat nicht bemerkt, dass im Ur und im Wort schon zwei Prinzipien – Kant würde sagen Kategorien – aufgerufen sind und darin natürlich schon eine fertige Sprache steckt. Einerseits kann man diesen Anfang gar nicht anders erfassen als durch Sprache. Andererseits hat ein Austoben dieser ersten „Kräfte“ schließlich zu Sternenbildungen und deren Untergang in „Schwarzen Löchern“ geführt und auch zu so sonderbaren Planeten, bei denen wir jetzt dabei sind, den einen – unseren – auch langsam untergehen zu lassen. Aber vielleicht doch auch nicht. Andere Autoren haben daher in gleicher mythisch-mystischer Weise vom Ur-Licht gesprochen, von Gott als diesem „fiat lux“, dem Licht also, das zuerst da war. Schließlich ist es schneller als der Schall.

Irgendwann haben sich aus den frühen Elementen so etwas wie Aminosäuren gebildet und daraus wieder Eiweißkörper, und auch diese können sich gegenseitig wieder vernichten. Die Prionen sind jetzt zwar kein echtes Beispiel dafür, denn sie wirken ja in fertigen hoch-komplexen Organismen. Trotzdem zeige ich hier wieder ein Bild nur aus Gründen der Anschaulichkeit. Denn irgendetwas muss ja dazu geführt haben, dass die Reduplikation, die Vermehrung, in weiter entwickelter Form über die Nukleinsäuren gelaufen ist und nicht über sich reduplizierende Eiweißkörper. Zumindest muss es etwas gegeben haben, dass den Siegeszug der Nukleinsäuren angestoßen hat, also dieses Zweite, das mit dem Ersten auch schon da war. Eiweiße und nukleinsäureartige Bausteine haben sich gegenseitig gefunden und sich zu einem erfolgreichen Paar hochgeschaukelt. So etwas - eine Art Symbiose - kann man in der Natur immer wieder beobachten. Und dass es in diesen Nukleinsäuren, die als DNS unsere Gene darstellen, ebenfalls wieder Zerstörungen erleiden können, ist sicher bekannt genug.  Es gibt die Zwei also und die Null. Schon Euklid erkannte, dass die Eins aus der Vielheit kommt und nicht von vornherein da ist.
Der Desoxy-Nukleinsäure-Code (DNS) ist eine sehr fest gefügte Hardware – will man es in der Computersprache ausdrücken. Doch der DNS-Code kann auch durch körpereigene Eiweißstoffe verändert werden, die sozusagen wie eine Software auf die Hardware zurückwirken kann. Zwar wirkt sich diese als Epigenetik bekannte Veränderungsfähigkeit der Eiweißstoffe nicht so stark aus, dass sie auch weitgehend auf die Nachkommen übertragen werden kann. Dazu müsste der DNS-Strang als solcher direkt umgebaut werden. Diese Umbauvorgänge müssten zudem in den Keimzellen der Reproduktionsorgane stattfinden, was einen besonderen biologischen Aufwand bedeuten würde. Die Eiweißstoffe (Proteine) haben jedoch weitreichende Möglichkeiten, die Gene jedes einzelnen Lebewesens nur für es selbst zum Beispiel an- oder abzuschalten oder ihre Wirkung etwas zu modifizieren. Ich erwähne dies, weil hier doch wieder die Spannung zwischen Eiweißkörpern und DNS deutlich ist.
Diese Modifizierungen reichen also meist nicht so weit, den DNS-Strang in allen Zellen, vor allem auch denen in den Keimzellen so zu verändern, dass neue – und natürlich hier positive – Eigenschaften auch auf die Kinder vererbt werden. Diese neben Darwin schon von Lamarck aufgestellte These der Vererbung durch eigene Leistung neu erworbener Eigenschaften, hat wahrscheinlich nur eine sehr begrenzte Tatsächlichkeit vorzuweisen. Vielleicht müssen zahlreiche Generationen an einer Leistung arbeiten, um diese als Vererbung sichtbar werden zu lassen. Der Biologe P. Spork verweist zumindest bei Pflanzen auf derartige Vorgänge. Für diesen Artikel hier spielt die Frage der realen Vererbung epigenetisch erworbener Fähigkeiten jedoch keine Rolle. Hier geht es nur um die Frage, wie die Zwei zu sprechen anfing. Um die Ur-Worte sozusagen, wenn man diesen mythischen Begriff einmal verwenden kann.
Dazu genügt es erst einmal zu wissen, wie der biochemisch zugrundeliegende Mechanismus aussieht. Hier spielen hauptsächlich drei Vorgänge eine entscheidende Rolle: Die Methylierung, also das Anhängen von Methylgruppen durch die Methyltransferase an gewisse Stellen (ans Cytosin) des DNS-Stranges. Sodann die Histonmodifikation. Histone nennt man die Endstücke bestimmter Proteine, an denen wiederum kleine Proteine anheften können. Und schließlich sind es die Mikro-RNAs (RiboNukleinAcids), die ebenso über Eiweiße an den Genen leichte Veränderungen vornehmen können.
Während der Schulmediziner speziell Sport und Ernährung als Faktoren zur gesünderen Lebensführung und damit epigenetisch positiv wirksam voll anerkennt, wird dieser Einfluss durch rein psychologische Faktoren nicht so gesehen. Den engen Zusammenhang zwischen Proteinen in der Mitte  (Histonen) und DNS drum herum zeigt die unten stehende Abbildung.

Nun gibt es zwar Autoren, die sich überschlagen in Zig-Ratschlägen, was man sonst noch alles tun und lassen kann um epigenetische Verbesserungen zu erreichen. Man soll gute Gedanken haben, beten, meditieren, Psychotherapie machen (vor allem Traumatherapie), spirituelle Übungen durchführen und vieles mehr. Als Arzt und Psychoanalytiker glaube ich jedoch ein einfaches, knappes und kompaktes Verfahren anbieten zu können, dass endlich das Wesen der Sprache inmitten der Dinge deutlich macht und das Ur-Wort mit dem Ur-Licht verbinden kann, auch wenn dies vorerst nur mythisch gesagt ist.
Psychoanalyse

Ich stütze mich hierbei auf die Psychoanalyse. Für viele Menschen klingt dies widersprüchlich, weil man glaubt, die Psychoanalyse ist etwas für richtig psychisch Gestörte und betrifft vor allem eine intellektuelle Verarbeitung psychischer Komplexe. Das ist zwar in gewisser Weise richtig, das angekündigte Verfahren jedoch bezieht das Psychoanalytische in mehr psychosomatischer Form mit ein. Dadurch ist auch der Kontakt und Zusammenhang zu den zwei oben genannten Punkten epigenetischer Medizin besser sichtbar.   Denn der Zweikampf, der auch hier zwischen Psyche und Gen stattfindet, lässt sich nur schlecht mit Hilfe der sich auf die Sprachwissenschaft stützenden Psychoanalyse erklären. Man benötigt noch eine elementarere psycho-physische Semantik, um alle Zusammenhänge erklären und wissenschaftlich plausibel beeinflussen zu können. Der Psychoanalytiker S. Leikert hat hier enorme Vorarbeit geleistet, da er die aufs Sprechen und die Sprache bezogene Psycho-analyse von der unterscheiden will, die sich mehr auf die Semantik, also die Bedeutungslehre der Wahrnehmung, der Ästhetik,  bezieht  ( Leikert, S., Schönheit und Konflikt, Umrisse einer allgemeinen psychoanalytischen Ästhetik, Psychosozial Verlag (2012). Leikert spricht auch von „kinästhetischer Semantik“, eine von der Binnenwahrnehmung abgeleitete Bedeutungslehre). 
Doch das, was im Urknall bereits geknallt und sich verlautet kann man wohl schlecht durch ein Sem (Einheit des Semantischen), Lexem, Zeichen (Semiotik), Onomatopoem oder ähnliche Einheiten bestimmter Wissenschaften charakterisieren. Und dennoch will ich etwas in dieser Richtung versuchen. Ich könnte außer der gerade zitierten "kinästhetischen Semantik" die Signifikanten Lacans heranziehen, die ebenso gewisse wissenschaftliche Einheiten sind, Einheiten der Bedeutung wie die "kinästhetischen" Seme. Aber Lacan stellt sie von vornherein in ihrer Zwei, Zweiheit, in ihrem Dualismus dar. So ist ein Signifikant eben Subjekt für einen anderen Signifikanten. Man muss nicht wissen, was das genau heißt. Es heißt vielleicht auch so viel, dass es zwischen Zwei Wesenheiten die Möglichkeit eines Subjektseins gibt. Zwischen Urknall und inflationärer Expansion gibt es diese Rückkehr zum Anfang, der aber nicht mehr Anfang ist, sondern Anfang als Zwei. Vereinfacht gesagt, es gab beide fast, mehr oder weniger, zugleich.
Und so ist es auch beim Subjekt Mensch. Die obige Abbildung aus FQS Vol. 8 No 2 (2007) hinsichtlich bestimmter Diskurstheorien zeigt ebenfalls, dass die Signifikanten nur in Bezug zu einem leeren – man könnte auch sagen: toten – Signifikanten existieren. Und das ist ja auch das hier diskutierte Thema: die Zwei in ihrer grundlegenden Spannung, der Tod des Universums und seine Neugeburt, der Tod durch schlechte Epigenetik und Längerleben durch bessere, der Mensch, der als Subjekt eine Leerstelle repräsentiert für einen anderen Menschen und so weiter. All das macht Sprache, doch wie kommt es dazu wirklich zu Sprechen? Denn all das geht ja immer noch nicht über den eingangs zitierten M. König und seine Zauberelektronen hinaus. Aber die Angelegenheit ist einfacher als man denken möchte. Man muss den Tod, die Leerstelle,  nur mitten im Sprache Sprechen aufspüren, ihn dort irritieren, aufrütteln, so dass er selbst Sprechen muss.  Dazu ist es dann jedoch gut, neben dem Sprache Sprechen die Wahrnehmungsästhetik als gleichwertig hin zu stellen.
D. h. man muss an diesem schwarzen Punkt in der obigen Abbildung Wortklänge, Phoneme, Urknall, Seme oder was auch immer verlauten lassen, das wissenschaftlichen und d. h. hier auch psychoanalytischen Kriterien a la Leikert genügt. Man kann die Dinge nicht nur sagen, man muss sie auch in ihrer Wahrnehmungsästhetik veranschaulichen. Dazu nochmals ein kurzer Blick in die psychoanalytische Wissenschaft.  Leikert sieht wie er-wähnt die klassische Psychoanalyse zunehmend erstarrend in Richtung einer sprachbasierten, an Lexemen orientierten Arbeitsweise fortzuschreiten. Freud hätte noch so etwas wie kathartische, befreiend-entspannende Momente in der Therapie gekannt. Dagegen wird heute therapeutisch nur noch in Richtung einer gesellschaftlichen Realität und einer starren Subjekt-Objekt-Dualität vorgegangen. Was fehlt, ist das „Sich-Einlassen auf die sinnliche Logik der Wahrnehmung, vor allem auf den Rhythmus der Binnenwahrnehmung, auf die „kinästhetische Wunschmatrix“. Gemeint ist das, was der Philosoph. D. Heller-Roazen den „inner touch“ nennt, den „inneren Sinn“, das ständige sich Abstimmen mit dem eigenen Körperbild oder der Selbstwahrnehmung. Es sollte in der Psychoanalyse auch um das gehen, was Kunst, Religion und die „rhythmisierende Ordnung des Rituellen“ beinhalten.

Inner touch“ bzw. „kinästhetische Semantik“ betreffen also etwas, was ich erneut mit Bildern veranschaulichen kann. Dies umso mehr, als es ja um die mehr bildhafte Wahrnehmung und deren innere Matrix in jedem Menschen geht. Wie gesagt, Kunst, Kultur usw. bedienen zwar diese Wahrnehmungsästhetik, sind aber nicht ausreichend wissenschaftlich abgesichert und wirken nur in geringem Maße therapeutisch. Um den Wissenschaftsbezug zu stärken, ist es immer von Vorteil, sich an die Mathematik und ihre Geometrie bzw. Topologie anzulehnen. Dies hat Lacan bereits ausführlich getan, es aber nur von diesem sprachorientierten psychoanalytischen Denken her versucht. Wenn ich es jetzt also vom „Kinästhetischen“ her ebenso versuche, werde ich die mathematische Geometrie rein vom Bild her einsetzen. Hier gleich ein Beispiel.
Die Flächen der nebenstehenden Abbildung sind durch die Formel x2-y2 = z2 generiert insofern sie nicht nur eine zweidimensionale, sondern eine drei-dimensionale Form bzw. Funktion bedient. Es gibt Videos, in denen man die Verwandlungen der Flächen in eindrucksvoller und phantastischer Weise beobachten kann. Aber auch so bereits wirkt die Darstellung ästhetisch und interessant. Zudem kommt es hier ja gar nicht auf die eigentliche Mathematik an, sondern eben nur auf das Rhythmisierende, Schwingende und auf die Tatsache, dass diese Abbildung nicht einfach willkürlich erfunden ist. Sie ist mathematisch generiert, auch wenn es nun im Weiteren gar nicht auf das Algebra-ische ankommt. Trotzdem, der Betrachter weiß, wie das ganze aufgebaut ist, dass es der mathematischen Wissenschaft entstammt und dass man dadurch anders mit dieser Darstellung arbeiten kann, als wäre es eine willkürlich gewählte Form.
Denn Lacan z. B. würde hier sofort einen Bezug zu psychischen Funktionen herstellen können, deren ineinandergreifende Dynamiken er an Möbiusband, Torus und anderen Topologien dazu benutzt hat. Gewiss ging es bei Lacan um Formen, bei denen sich Innen- und Außen-Vektor auf der gleichen Fläche bewegten oder Längs- und Quer-Radius eines Torus sich kreuzen, was man auch als „kartesisches Produkt“ beschrieben hat. Doch gerade demgegenüber ist die vorste-hende Abbildung gar nicht so anders geartet. Für meine psychoanalyti-sche Betrachtung a la Leikert genügt es ja, dass es ästhetische, rhythmisierende und von der Mathematik her faszinierende, künstlerische Aspekte ausweist. Hier daher nochmals eine Abbildung nach der Formel x3y + xz3 + y3z + z3 + 5z = 0.
Es wäre auch überhaupt keine Schwierigkeit den Flächen der gezeigten Abbildungen Freuds Es, Ich und Über-Ich zuzuweisen, um zu vermitteln, wie sie ineinandergreifen. Freuds Zeichnung (unten links) wirkt allerdings den modernen mathematischen Topologien gegenüber geradezu plump und ist deswegen von vielen Autoren schon belächelt worden. Die mathematisch-geometrische Abbildung könnte auch gut im Gehirn Großhirn, Mittelhirn und Stammhirn und deren Ineinandergreifen darstellen. Doch auch darum geht es ja hier nicht, daher nochmals: es soll vorerst alles nur der Leikert´schen Psychoanalyse entsprechen. Freilich hat es einen besonderen Grund, warum ich hier diese geometrischen Beispiele bringe. Sie sollen die Anlehnung an die Wissenschaft zeigen, aber auch den Übergang zur sprachorientierten Freudschen oder Lacan´schen Psychoanalyse ermöglichen.
Denn diese ist nach wie vor wichtig. Wenn die gerade gezeigten Abbildungen mehr für die Seite des Ur-Lichtes stehen, so benötigen wir auch noch bessere Erklärungen oder Schemata für die sprachbe-zogene Seite, für die Seite des Ur-Lautes. Denn diese ist ja genau so wichtig. Wie erwähnt benutze ich den Begriff Ur-Laut hier nur zu Demonstrationszwecken. Psychoanalytisch würde man von frühkindlichen, noch vor der Ausbildung des Ödipuskomplexes (präödipal) stehenden Klang– oder Widerhall-Objekten sprechen. Schon im Mutterleib existieren erste Versuche des heranreifenden Kindes den Klanggeräuschen der Mutter eigene innere Klangwahrnehmungen entgegen zu setzen. Später ist es das Reverie-geplapper der Mutter, auf die das Kind mit Widerhall-Lauten reagiert. Exakt Leikerts Rhythmisierendes findet sich hier im Übermaß. Doch die Untersuchungen der Psychoanalytikerin Birkstedt-Brem haben gezeigt, dass ohne solche Effekte die Menschen später nicht träumen können und krank werden. Ein Schema mag Weiteres erhellen.
Das Schema zeigt in den Ecken oben und unten die vier Grundbegriffe. Links die „kinästhetische Semantik“ der Innenwahrnehmung und darunter den mythischen Begriff des Ur-Lichts, das – so könnte man vielleicht sagen dürfen – innen und außen das gleiche ist. Rechts der Ur-Laut, der an den Ur-Knall erinnert und – wenn man es wieder so sagen darf – als Ur-Laut innen und außen der gleiche ist. Auf diese Gleichsetzungen komme ich noch  zurück. Sodann darunter die  sprachbezogene Psychoanalyse, die  mit  ultrareduzierten Phrasen“ (Lacan) der freien Assoziationen und Traumdeutungen arbeitet, also mit all diesen – wie Leikert auch sagt – „dualreflexiven Sprachidentifizierungen“ arbeitet (dualreflexiv soll heißen: ständige Subjekt / Objekt – Differenzierung). Nun die im Mittelfeld stehenden Begriffe: Der wissenschaftliche Begriff der Wahrnehmungs-Semantik kann anschaulich durch das in Verbindung gebracht werden, was dazwischen mit der ja mehrfach gezeigten mathematischen Topologie ausgedrückt ist. Rechts ebenso den Ur-Laut verbindend mit der sprachbezogenen Psychoanalyse der leere, tote Signifikant, das inhaltslose und doch wichtige Sprachelement. In der Mitte ein Hexaederstern, der für eine komplexe mathematische Gleichung steht. Würde man ihn von innen her aufblasen können, würde er zu einer Kugel werden – topologisch, gummigeometrisch, das Gleiche. 

Was hat das jetzt alles für einen Sinn? Wie schon angedeutet, soll es hier nicht um eine weitere und vertiefte Ausführung all dieser Begriffe gehen. Auch nicht um mathematische Beweisführungen oder definitive Erklärungen zur klassischen Psychoanalyse und auch nichts zu Leikerts Spezialthema der „kinästhetischen Semantik“ sowie ihres Bezugs zu Kunst, Musik und anderem. Denn was Leikert selbst anmerkt beinhaltet die Tatsache, dass man gerade seine Sichtweise, die elementarer von der Wahrnehmung her kommt, nicht in die psychoanalytische Praxis mit umsetzen kann. Diese ursprünglicheren, rhythmisierten, Widerhall- und Licht- bzw. Bildeffekte fördern in der Therapie Fusions-, also Verschmelzungsstrebungen. Wo käme man dahin, wenn der Patient in der Analyse ständig mit irgendwelchen auf den Analytiker übertragenen Objekten, ja gar mit ihm selbst, Ver-schmelzungserfahrungen machen würde. Er würde von einem Taumel in den nächsten geraten.

Abbildung links: Die Standortangaben (O0, O1, O2 sowie S0, S1, S2) bezeichnen die für Arzt und Patient möglichen Objekt- und Subjektorientierungen gegenüber der Krankheit in Relation zur Ebene ihrer konkreten Interaktion

Freilich kommt es auch im klassischen Setting, wenn der Patient also alles äußert, was ihm so in den Sinn kommt, zu träumerischen Zuständen, zum Reden von Hundertsten ins Tausende, zu Phantasien, die zu weit- und vielschichtig sind. Dabei können kathartische, fusionelle Erfahrungen gemacht werden, doch wie deutet man sie. Wie bringt man sie auch zu intellektueller Klarheit und verstandesmäßiger Einordnung. Hier gerät der Analytiker in zu starke Gegenübertragun-gen, und die Therapie macht keinen Fortschritt. Bekanntlich überträgt der Patient in der klassischen Psychoanalyse Bedeutungen aus früheren Zeiten und anderen Beziehungen auf den Therapeuten, die dieser dann anhand dieses Vorgangs deuten kann. Spielt jedoch Spaltung, Fusion, Aggressivität etc. eine große Rolle, verbleibt der Therapeut in der Gegenübertragung.
Singularitäten
Ich bin von der Zwei ausgegangen. Natürlich geht es dann darum zur Drei und zur Eins eine klare Beziehung zu bekommen. Letzterem kann man sich durch den Begriff der Singularität nähern. Vereinzeltheit, Einzigartigkeit oder Einzähligkeit, z. B. die Krümmungssingularität der Raumzeit verdeutlichen diesen Begriff. Auch Instabilitätsphänomene bei wissenschaftlichen Beschreibungen werden meist als Singularitäten bezeichnet. Die Relevanz von Singularitäten erstreckt sich über viele Gebiete der Mathematik,   Chaostheorie und Relativitätstheorie. Pythagoras sagt, dass die Punkte (x,y) in der Ebene, die die Gleichung x2+y2=1 erfüllen, auf einem Kreis mit Radius 1 um den Nullpunkt liegen (rechts). Ein Kreis ist offensichtlich glatt, d.h. er hat keine Spitzen oder Ecken. Die Punkte, die die Gleichung x2=y3 erfüllen, sind gerade die Punkte auf der folgenden Kurve (links)! Im Gegensatz zum Kreis, ist diese Kurve nicht glatt, sie hat eine Spitze im Nullpunkt. Eine solche wird in der Algebraischen Geometrie als singulärer Punkt oder Singularität bezeichnet. Die Art dieser Singularität wird jedoch durch die Gleichung nur sehr unzureichend ausgedrückt. Eine andere Wahl des Koordinatensystems liefert eine andere Gleichung, die eigentlich die selbe Singularität im Nullpunkt beschreibt. Nur Experten werden es in der folgenden Gleichung erkennen.
 x2+2x3+2x2y+x4+2x3y+x2y2=y3+3xy3+3x2y3+x3y3 
Weiter:  Den Doppelkegel, gegeben durch die Gleichung x2+y2=z2, nennt man einen gewöhnlichen Doppelpunkt rechts unten)). Er stellt die einfachste Singularität dar, die eine Fläche aufweisen kann. Die maximale Anzahl gewöhnlicher Doppelpunkte einer Fläche vom Grad 5 ist 31. Togliatti bewies, dass 31 die maximale Anzahl gewöhnlicher Doppelpunkte einer Fläche vom Grad 5 ist, ohne eine Gleichung anzugeben. Dies zeigt die nächste Abbildung (links). Wiederum will ich hier nicht auf eine geometrische oder mathematische Ebene Wert legen. Wiederum geht es hier nur um die Anschaulichkeit und um das Sich-Anlehnen an die exakten Wissenschaften. Die Singularität istz also irgendwie deutlich zu machen, vielleicht nicht total sichtbar, aber eben doch klar nachvollziehbar, um was es sich dabei wohl handelt. Denn so kann ich nunmehr zu meinem schon ständig angekündigten Verfahren kommen. Zuerst noch einmal eine
Kurze Wiederholung
Ausgangspunkt war der Versuch vieler Autoren die grundlegende Zweiheit entweder zu missbrauchen oder zu verleugnen. Mystiker und mythische Pseudowissenschaftler schwelgen in der Behauptung einer Ganzheit, Einheit oder wie es der Psychoanalytiker E. Richter nannte: in einem Gotteskomplex. Andere wieder betonen zwar die Zweiheit, z. B. Geist und Materie, Subjekt und Objekt, missbrauchen sie aber für ihre Zwecke. Diesen Vorwurf machte auch der Psychoanalytiker S. Leikert der klassischen Psychoanalyse. Sie sei zu sehr verbal und verstandesmäßig betont. Aus der äußeren und vor allem inneren Wahrnehmung her stammende Logik, der „inner touch“, die Katharsis kämen zu kurz und seien doch gerade wegen ihrer Frühverankerung in der Psychosomatik so wesentlich. Doch Leikert konnte keine Lösung anbieten, wie man beide psychoanalytischen Zugänge miteinander – vor allem in der Praxis – verbinden könnte. Theoretisch ist dies alles ganz einfach. Man spricht von der unbewussten bedeutungsmatrix als eben mehr „kinästhetischer Semantik“, die der mehr lexikalischen, linguistischen Matrix des Freud´schen Unbewussten gegenübersteht. Doch wie handhabt man das in der praktischen psychoanalytischen Sitzung?
Dazu muss man wissen, was die Psychoanalytiker schon seit Freud unter der Überdeterminierung verstehen. Jedes Symptom, jeder manifeste Traumgedanke und jeder Affekt ist durch mehrere Quellen bedingt, determiniert. Es ist nicht nur eine Vorstellung, ein Signifikant oder eine Silbe, die diese Phänomene charakterisiert, sondern eben mehrere. Das rechts stehende Bild mit dem Formel-Wort ARE-VID-EOR im Kreis geschrieben ist eine ebenso überdeterminierte Formulierung. In ihr stecken – liest man sie von verschiedenen Buchstaben aus - folgende Bedeutungen, die vielleicht oft etwas unsinnig wirken, aber dennoch klare Bedeutungen sind.
A..rre   videor    Ich werde vom Es wahrgenommen
Revide  ora              Schau wieder hin, sprich!
Evide  orar          Erkenne daraus: Ich werde gesprochen
Vide  ora  re            Schau, sprich, in Wahrheit!
Vi  deorare    Mit Kraft voll sprechen
Video  rare    Ich nehme ungewöhnlich wahr
Ideo  rare   V       Deswegen selten Fünf
De  orare  vi    Vom Sprechen mit Überzeugungskraft
Deo rare  vi    Dem Gotte gelegentlich mit Kraft
Eo  rare vid(E)    Dorthin schau selten!
Arevi  deo R.    Ich bin verbrannt durch den Gott R                                        
Orare  vide         Das Beten (Sprechen) schau an!
Eine derartige Formulierung entspricht von diesem Prinzip der Überdeterminierung her also sowohl der sprachorientierten wie auch der kinästhetisch orientierten Psychoanalyse. Wenn man so eine Formulierung gedanklich, rein mental übt, übend wiederholt,  werden irgendwo im Unbewussten, zwischen den Signifikanten oder zwischen den Zweien wie immer man sie auch nennen mag, diese Überdeterminierungen ineinander greifen und daher ein Sprechen sowie auch eine Katharsis frei geben, das mit dem zu tun hat, um was es eigentlich geht: aus der Zwei eine Eins zu machen, im sprechenden aber auch kinästhetischen Erfahren einen Hinweis zu erhalten, den man konstruktiv verstehen und umsetzen kann. Darin besteht nun kon-kret das Verfahren, das ich angekündigt habe und Analytische Psychokatharis nenne.
Analytische Psychokatharsis
Auch dieser Name ist wieder nur Schall und Rauch. Wenn es mir gelungen ist in der oben vorgeführten Formulierung, die zwar nur  e i n e  formelartige Ausdrucksweise ist, aber dennoch viele Ausdrücke (überdeterminiert) in sich enthält, kann ich nunmehr schlecht wieder in die Alltagssprache zurückfallen, die ja selbst in der klassischen Psychoanalyse die Lexikalität und Verbalorientierung nie ganz durchbrechen kann. Die Psychoanalyse  benötigt eben auch die Kinästhetik, die zweifellos in ARE-VID-EOR-ARE-VID- usw. als rhythmisierend, wiederholend-widerhallend, steckt und auch durch die Strahlt-Form (links) mathematisch-künstlerisch dargestellt ist. Ja, nichts ist einfacher als nunmehr auch die ganzen Topologien mit einzube-ziehen, indem man die Buchstaben in die Geometrie mit einschreibt, wie es z. B. im Bild rechts unten zu sehen ist. Hier ist ein anderes Formel-Wort auf ein Möbiusband geschrieben, das genau eine dem Unbewussten oder der Zweiheit entsprechende Topologie ausweist (Zwei Seiten haben nur eine Fläche, die Lese-Schnittstellen können also vorne und hinten auf dem Band zu liegen kommen. Damit wird – hat man sich so ein Bild verinnerlicht - beim gedanklichen Wiederholen diese Umkehrschleife auch im Unbewussten bzw. Gehirn vollzogen, was die mathematischen Effekte noch verständlicher macht.
Mit anderen Worten: ich dürfte jetzt gar nicht mehr Alltagssprache verwenden, sondern müsste selbst nur noch mit Ausdrücken reden, die einerseits – im Sinne einer Ein-Wort für Ein-Wort Sprache – den e i n e n, einzelnen, vereinheitlichenden Zug der Kommunikation bewahren und doch eben auch überdeterminiert mehrfach sind.
Das heißt, nicht nur beim gedanklichen Wiederholen der Formulierung bzw. mehrerer solcher Formulierungen wird sich ein konstruktiver Effekt im Unbewussten herstellen. Auch durch die Betrachtung der mathematischen Geometrie – speziell auch mit zusätzlich aufgetragenen Buchstaben – wird solch ein Effekt gebahnt. Man muss sich nur in der heutigen Mathematik umsehen, wie sehr derartige anschauliche Modelle, die die sonst nüchternen Formeln eben auch gestalterisch umsetzen, beliebt sind. Gar nicht zu reden von solchen Darstellungen in der Physik, insbesondere auch in der Kosmologie, wo man sich Raumzeit-Verkrümmungen gar nicht mehr anders vorstellen kann, als eben auch topologisch aufbereitet.
Und genau so etwas lässt sich auf das Paar Urknall / Inflation, Eiweiß / DNS anwenden. In der modernen String-Theorie werden solche mathematisch-topologischen Aspekte in gleicher Weise verwendet. Die Theorien mögen noch nicht in letzter Hinsicht bewiesen sein, doch sie stehen im Moment in vorderster Front der wissenschaftlichen Erkenntnis und Anschauung. All dies gilt besonders auch für die Theorien der Singularitäten. In allen Theorien über Multi- oder Pa-ralleluniversen wird z.B. behauptet, dass das parallele Universum, das zu und Zweite also, kaum eine Planck-Länge von uns entfernt ist. Der Raum ist so eingerollt, dass er sich praktisch in eine weitere Dimension hineinrollt und dies mehrfach. Die Planck-Länge wird dadurch so unglaublich und unvorstellbar klein, dass man natürlich auch sagen kann, wir sind mit dem Paralleluniversum quasi identisch. Wir sind eben so identisch wie die Vor- und Rückseite der gleichen Fläche. Exakte solche Aspekte verwendet auch M. König, der in dieser Hinsicht ganz up to date ist. Doch arbeite ich hier ja mit keiner auch nur irgendwie festgelegten Einheit. Sem, Signifikant, Struktur, String, alles waren nur Vorbemerkungen zu dem, was jeder mit dem ARE - VID - EOR oder anderen Formel-Worten selbst sich erarbeiten kann. Darin liegt der Clou der Methode.         Bild rechts: sechsdimensionaler Raum.


Und deswegen brauche ich auch nicht mehr Alltagssprache zu reden. Jeder muss selbst Teilnehmer dieser Wissenschaft werden. Niemand kann jemand kann jemand anderen etwas Konkretes sagen. Aus den Übungen wird Es selbst heraussprechen oder auch nur kundgeben. Was hier kundgegeben wird habe ich als Analogie zum Formel-Wort als Pass-Wort bezeichnet. Darüber informieren eigene Artikel. Es handelt sich auf jeden Faqll um eine echte Kreation, einen authentisch schöpferischen Vorgang, weil hier etwas wirklich "Spricht", was bei M. König und all den mythischen Autoren nicht der Fall ist. Ich nenne es auch "Spricht", weil es dem gerade genannten "Strahlt" als der perfekten Zwei gegenübersteht. Auch hierzu finden sich Artikel auf der Webnseite

 

 

 

WIRD FORTGESETZT